Dienstag, 24. Juli 2007

Gassi im Park


Das Haus liegt am am Rande des Waldes. Vorortsiedlung. Der Hund wartet am schmiedeeisernen Tor der Einfahrt. Es ist etwas verrostet und quitscht, als der Mann einen Flügel öffnet, der Hund drängt mit der Nase schon durch den ersten sich öffnenden Spalt. Der Mann ruft ihn verärgert. Der Hund kommt zurück, der Mann befestigt mit dem Karabinerhaken die Leine am Halsband. Der Hund wedelt und sie gehen nun gemeinsam die Straße entlang ca. 200 hundert Meter bis zum Ende der Häuserzeile. Dort mündet die Fahrbahn in einen durch Sperrfosten abgetrennten Fußgängerweg. Der Hund schnüffelt und hebt an einer Heckeneinfassung das Bein, der Mann zieht ihn schnell weiter. Der Wald ist in unmittelbarer Nähe. Es ist feucht, vor wenigen Minuten hat es noch etwas geregnet. Die Bäume sind sehr grün und dicht, der Waldboden ist braun, feucht und an manchen Stellen mit leichtem Bewuchs versehen. Es riecht nach Erde und Gras. Der Hund zieht an der Leine, er hatte beim Passieren der Sperrfosten ausnahmsweise die Seite genommen, an der der man mit der Leine vorbeigehen kann. Sonst nahm er immer die Seite, an der man ihn wieder zurückziehen muss, weil der Arm nur durch das Loslassen der Leine nicht hängen bleibt.
Der Mann zieht den Hund zu sich und löst den Karabinerhaken. Der Hund ist sehr aufgeregt und stürzt sich sofort zu einem niedrigen Busch um zu markieren.
Der am Waldsaum nur noch mit Schotter bedeckte Weg biegt um die Ecke durch einen hohen Pappelbestand. Der Hund läuft voraus. Der Mann ruft ihn zu sich. Der Hund kommt zurück, rennt auf den Mann zu, wedelt und macht wieder kehrt um in schnellem Schritt dem Weg erneut zu folgen. Der Mann folgt dem Hund. hinter den Pappeln, die leicht im Wind rauschen liegt in einer Lichtung ein Wasser, der Waldteich. Der Mann sieht den Hund nicht mehr. Doch durch das Laub der Bäume hindurch sieht er auf der anderen Seite des Teiches eine Person stehen, sie leuchtet weiß. Der Mann beschleunigt seinen Schritt noch etwas und durchquert die Pappeln. Er sieht nun den ganzen Teich. Der Hund steht auf der anderen Seite bei einer Frau, die einen weißem Trenchcoat trägt. Vor ihr steht der Hund und ein schwarzer Pudel. Die Frau hebt einen Stock vom Boden auf und wirft ihn in das Wasser. Der Hund springt hinterher und schwimmt auf die Stelle zu, welche beim Auftreffen des Stocks auf die Wasseroberfläche, kleine Wellen verursacht hat. Er schnauft laut. Der schwarze Pudel steht am leicht erhöhten Ufer und bellt, die Szene überblickend, das Wasser an.
Der Mann erreicht die Frau und begrüßt sie mit einem „Hallo“. Sie schaut ihn an und sagt „Guten Tag“. Der Pudel bellt weiter heftig das Wasser an. Der Hund hat den im Wasser schwimmenden Stock erreicht und greift ihn mit der Schnauze. Er schnauft noch lauter und schwimmt mit dem Stock zurück. tropfnass steigt er aus dem Wasser und läuft auf den Mann zu, bleibt vor ihm stehen, lässt den Stock fallen und schüttelt sich energisch.
Die Frau lacht. Ihr Trenchcoat ist mit dunklen Wasserflecken übersät. Der Pudel bellt noch immer, die Frau sagt: „Du alter Angeber, du bist doch ein Feigling“.
Der Mann lacht. Er schaut die Frau an, dann den Hund und nimmt ihn an die Leine, dieser schüttelt sich nochmals, aber nur noch in einer zittrigen Bewegung, welche sein Hinterteil tänzeln lässt. Der Mann geht Richtung Weg und sagt laut mit Blick auf die Frau: „Auf Wiedersehen“.
Sie lächelt und dreht sich zum Pudel, der Anstalten macht dem Mann zu folgen und hält ihn am Halsband fest. Sie sagt ihm etwas ins Ohr und lacht erneut. Der Mann kennt einen großen schwarzen Pudel in der Gegend. Der heißt Ivan. Er hat ihn schon häufiger mit einem etwa 12 Jahre alten Mädchen im Wald gesehen. Dieser Pudel sieht genauso aus, wie der Pudel der Frau. Auch sein Hund scheint ihn erkannt zu haben, sonst hätte er sicher aggressiv gebrummt, schließlich ist der Pudel ein Rüde und sein Hund mag zudem keine schwarzen Hunde. Der Mann dreht sich zum Hund, geht mit ihm von der Lichtung in den Wald. Um ihn herum sind nun Birken mit Fichten durchmischt. Der Hund zieht an der Leine, der Mann greift nach dem Halsband und löst den Karabinerhaken. Durch die Bäume sieht er beim zurückblicken noch etwas weiß vom Mantel der Frau. Aus einem Busch fliegt eine Amsel tief über dem Weg und verschwindet mit lauten Rufen in einem anderen Gebüsch.
Der Hund rennt wedelnd vor und schnüffelt mal hier und mal da am Wegesrand. Sein Fell wirkt, weil es nass ist, dunkel. Die Sonne steht hinter den Bäumen, durch die Birken scheint sie bis auf den Waldboden. Es ist diesig. Der Mann geht weiter und ruft den Hund, der an einer Weggabelung nach rechts läuft, der Mann will aber nach links, sie überqueren einen Sandweg, auf dem Pferdeäpfel liegen. Der Hund schnüffelt an ihnen, der Mann ruft: „Pfui!“ Der Hunde schaut den Mann an und läuft den Weg schnell weiter. Der Wald besteht nun aus Eichen und Ahorn. Die Sonne kommt nicht mehr bis zum Waldboden. Nach ca. einem Kilometer erreichen sie eine Lichtung, schon von weitem ist das hellere Tageslicht zu sehen. Auf der Lichtung ist ein Fußballplatz, umgeben von einer roten Tartanbahn. Der Platz ist von einem mannshohen Zaun umgeben, an dem Wicken entlangranken, die schon wieder im Absterben begriffen sind, ihre Blätter sind überall gelb, aber es gibt noch reichlich weiße große Blüten, die makellos sind.
Der Hund rennt am Zaun entlang, der Mann schaut auf den Fußballplatz, er ist völlig leer, der nasse Boden dampft ein wenig, es ist jetzt sehr schwül. Der Hund hat einen Abfalleimer an einer Ecke des Spielfeldes erreicht, wo sich auch ein Tor im Zaun befindet, vor dem Eimer, der auf halber Höhe an einem Metallpfosten hängt, liegt eine transparente Mülltüte, in der ein undefinierbarere Inhalt, etwa so groß wie eine Honigmelone, eingewickelt ist. Der Hund beschnüffelt die Tüte und zerrt an ihr. Der Mann ruft ihn laut und rennt in seine Richtung, der Hund schaut erstaunt auf und wartet, bis der Mann ihn erreicht. Der Mann nimmt die Tüte und wirft sie in den Abfalleimer und tätschelt dem Hund am Hals. „Brav gemacht.., das ist pfui…“, sagt er beruhigend zum Hund, der nun wieder anfängt zu wedeln.
Sie biegen nun am Zaun scharf nach links ab und folgen dem Verlauf der Tartanbahn noch eine Weile, die Wolkendecke zieht sich weiter zu und an der nächsten Platzecke biegt der Hund, einer Wegabzweigung folgend, vom Sportplatz weg in den Wald ab, der Mann folgt.
Der Weg wird schmaler und geht über Baumstümpfe, an einigen Stellen sind große Pfützen. Der Hund läuft mitten hindurch und schlabbert etwas vom Wasser, der Mann, umrundet sie indem er durch die wegsäumenden Brennnesseln geht, er hebt dabei die Hände, damit seine Arme die Nesseln nicht berühren. Der Hund bleibt kurz stehen und dreht sich um, um auf den Mann zu warten, der wegen der Pflanzen und Pfützen etwas zurückgefallen ist. Weit entfernt ertönt ein Schuss, dann ein zweiter. Der Hund spitzt die Ohren und verharrt kurz wie angewurzelt. Gemeinsam überqueren sie nach einiger Zeit erneut die Sandpiste für Pferde und kommen wieder in das Waldstück mit den Birken und Fichten. Die Luft ist schwer von Feuchtigkeit. Es beginnt leicht zu regnen, die Tropfen sind wie warmes Wasser auf der Haut. Der Hund hat seinen Schritt etwas verlangsamt, sein Interesse für den Wald hat nachgelassen, seitdem sie auf dem Rückweg den gleichen Weg wie auf dem Hinweg eingeschlagen haben. Der Mann bemerkt das Desinteresse des Hundes und biegt plötzlich vom Weg ab, direkt in ein Birkendickicht. Der Hund folgt nun wieder aufgeregt. Der Boden ist unwegsam, es gibt viele Brombeersträucher, die noch sehr klein sind und deshalb wie Fallstricke ihre Ranken über den Boden führen, zwischendurch sieht man kleine gelbe Pilze, die auf vermoderten Holzstücken siedeln. Der Hund stöbert in einer grasigen Fläche eine Ringeltaube auf, die mit raschelnden und schwirrenden Geräuschen, leicht torkelnd aufbaumt und dann über die Wipfel einiger Fichten verschwindet.
Der Hund rennt vom Jagdfieber gepackt hinterher. Der Mann kann ihn schon nicht mehr sehen, er ruft ihn und folgt in seine Richtung. Bald findet er ihn vor einem Erdbau auf drei Beinen vorstehend, den Kopf zu Seite gedreht. Er ist völlig auf das Erdloch konzentriert und schaut den Mann bei seinem Erscheinen nur kurz an um gleich wieder in das dunkle Loch zu starren.
Der Mann lächelt und lässt seien Blick durch die Birkenstämme schweifen, hinter denen Pappeln deutlich höher und leicht im einsetzenden Regen rauschend, sich erheben.
Durch die Bäume erkennt er, dass vor ihnen der Waldteich liegt. Er will gerade in dessen Richtung gehen, als er innehält. Durch die Bäume kann er im Wasser etwas schwimmen sehen. Es ist ein Mensch mit dunklen Haaren, der untertaucht um dann wieder prustend aufzutauchen und den Kopf zu schütteln. Der Mann geht näher Richtung Wasser und erkennt, dass die Frau, die er vorhin mit dem schwarzen Pudel getroffen hat, genau in der Mitte des Teiches im Wasser schwimmt. Ihr dunkles Haar ist durchnässt ganz schwarz, ihre Schultern schauen aus dem Wasser und sind sehr weiß. Sie taucht erneut unter und zeigt dabei Teile ihres Rückens, ihres Hinterns und ihrer Beine, als sie beinahe kopfüber in das Wasser, was wie eine dunkle Flüssigkeit anmutete, hinabtaucht. Die Oberfläche tanzt von dem stärker werden Regen.
Der Mann starrt auf den Teich und zögert. Der Hund schaut weiterhin auf das Erdloch und beginnt nun den Eingang durch Scharren zu erweitern. Er knurrte dabei leicht. Der Mann schaute zu ihm hinüber und machte leise „Schschschsch…“ und hebt demonstrativ den Zeigefinger zum Mund.
Er hockt sich auf den Boden und späht aus der Deckung erneut zum Teich. Die Frau tauchte wieder auf. Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht und drückte sie hinter dem Kopf etwas aus. Dabei hält sie sich mit schwimmenden Bewegungen der Beine und der anderen Hand in einer fast stehenden Haltung im Wasser, ihre Brüste sind zeitweilig etwas zu sehen. Auch sie sind sehr weiß.
Der Hund hat begonnen sehr heftig an dem Erdloch zu graben und dabei fängt er an aufgeregt zu bellen, offenbar hat er die Witterung eines Tieres aufgenommen und versucht es nun freizulegen.
Die Frau im Wasser dreht den Kopf in seine Richtung und versucht etwas im Laub der Bäume auszumachen. Der Mann zögert, überlegt kurz, steht dann auf und geht forsch durch die Birken auf den Teich zu, ziemlich genau dorthin, wo er die Frau zuvor mit dem schwarzen Pudel, welcher wahrscheinlich Ivan heißt, getroffen hat. Der Pudel ist nicht zu sehen.
Sie sieht ihn auf das Wasser zukommen und streckt ihren nackten Arm aus, um zum Gruße zu winken. Dabei reckt sie ihre Brüste ganz aus dem Wasser, um dann wieder hinabzusinken und leicht hörbar hell zu lachen. Der Hund bellt im Hintergrund wie verrückt. Der Mann dreht sich um und ruft ihn energisch. Der Hund bellt weiter und winselte laut. Der Mann dreht sich um und sieht wie sich die Frau anschickt wieder Kopf voran unterzutauchen. Sie gibt einen juchzenden Laut von sich. Er dreht sich um und läuft durch die Bäume zurück zum Hund. Dieser hat sich in seinem Jagdfieber bereits bis zum Hals in den Bau vorgegraben und bellt in den Boden hinein. Der Mann fasst ihn am Halsband und zieht ihn mit aller Kraft aus dem Erdloch. Der Hund ist gänzlich verschmutzt, sein Sabber ist auf der gesamten Schnauze verteilt und die Erde hat sich mit dem Speichel zu einer Art Brei verbunden, seine Augen tränen sichtbar und auch an ihnen kleben Erdkrumen. Sein Fell ist voller Reste des Waldbodens. Er ist nun noch dunkler. Der Mann zieht den immer wieder zurückspringenden Hund energisch vom Bau weg und brüllt ihn an. Der Hund reagiert nur für Sekunden und springt dann wieder auf das Erdloch zu. Der Mann nimmt seine Leine und zerrt den Hund erneut vom Bau weg und befestigt das Halsband am Karabinerhaken. Der Hund jault und seine Winselgeräusche überschlagen sich, so dass sie wie das Quicken eines Schweines klingen. Er versucht nun, trotz der straffen Leine wieder zum Bau zu gelangen. Als energiegeladener Jagdhund hat er enorme Kräfte und zerrt den Mann erneut zum Erdloch. Dieser brüllt den Hund nun außer sich vor Erregung an und schlägt mit einem Ende der Leine auf sein Hinterteil ein. Nun unterbricht der Hund seine Raserei, wirft sich zu Boden, noch halb in der Erde steckend und versucht sich winselnd auf den Rücken zu drehen. Der Mann zerrte an der Leine und zieht den Hund über den aufgewühlten Waldboden vom Erdloch weg.
Da sieht er aus einem Augenwinkel, wie ein dunkler Vogel sehr schnell, fast wie ein Pfeil aus dem verbreiterten Erdbau herausgeschossen kommt, nicht größer als eine Taube und in ungeheuerlicher Geschwindigkeit verschwindet er dicht über dem Boden in Richtung des Teiches. Der Hund ist völlig verblüfft aufgesprungen und der Mann folgt mit den Augen dem dunklen Objekt und senkt seinen Blick dann auf die Oberfläche des Teiches. Auf der Wasseroberfläche tanzten die Regentropfen. Der Regen überlagerte jedes andere Geräusch. Der Mann zieht den Hund mit zum Teichufer und schaut gespannt auf die Wasseroberfläche. Er selbst ist nun sehr nass und der Regen läuft an seiner Nase entlang, so dass er sich mit der Hand über das Gesicht fahren muss, um die juckenden Tropfen zu beseitigen.
Der Hund steht eng an sein rechtes Bein geschmiegt mit eingeklemmtem Schwanz, hängenden Ohren und großen Augen. Der Mann starrt weiter auf das Wasser. Nichts passiert. Die Frau taucht nicht auf. Er zählt leise die Sekunden. Ungefähr nach der Zahl dreißig beginnt er um das Ufer zu laufen, der Hund immer eng an seinem Bein. Nichts regt sich. Er schaute abwechselnd auf den Teich und in den Walde. Nach einigen Minuten setzt er sich erschöpft auf den Stumpf einer abgesägten Pappel, der Hund steht angeleint in unmittelbarer Nähe und schaut vom Regen tropfnass in den Wald. Der Mann starrt wieder ins Wasser und überlegte krampfhaft. Er lässt die Leine los, steht auf und zieht seine Schuhe aus. Er stellte sie auf den Baumstumpf und watete langsam mit gespreizten Armen ins Wasser, der Boden im Teich ist glitschig und quillt zwischen den Zehen hoch. Er hat seine Hose hochgekrempelt. Der Hund steht am Ufer und schaut ihm zu.
Als das Wasser den Stoff seiner Hose zu durchnässen beginnt hält der Mann inne, drehte sich zum Hund um und schaut dann wieder aufs Wasser. Der Hund legt sich hin und bettet seinen Kopf auf die Vorderpfoten, der Speichel ist vom Regen weggespült, ein kleiner Rest hängt noch an den Lefzen. Der Mann bleibt bis an die Hüften im Wasser stehen.