männer mittleren alters mit karierten hemden und hosen, deren blasse beine aus dem stoffsaum wie haarige helle klötze hervorschauen, öffnen um elf uhr ihre erste bierflasche, die sie einem schwer aussehenden mit sinnlosen schriftzügen bedruckten proviantrucksack entnommen haben, welcher sich in seinem schmutzigen mausgrau an die farbskala der mit zusätzlichen blau und grüntönen akzentuierten bekleidung anlehnt. die füße in sandalenartigen schuhen, deren farben die töne der draussen vorbeiziehenden völlig vertrockneten landschaft immitieren und sichtausschnitte auf der weißlichen fußhaut zulassen. rote haare mit blauen adern in rosafarbenem fleisch erinnern an kalbsleberwurstpelle.
das bier strömt in den körper und umspült die eingeweide wie ein fleischstück im bräter. nach jedem schluck wird luft ausgestoßen und der mund mit dem handrücken abgewischt. draussen liegen umgestürzte birken in der gegend herum. flachwurzler werden als erstes aussterben, das klima verändert sich dauerhaft.
viele reisenden sind bedenkenlos. die frau gegenüber aber ist besorgt über die dürre und kommentiert die flachsgelben bereits abgeernteten felder. sie verhandelt mit ihrem mann über den gleisverlauf, der auch von der ticketkontrolleurin nach einer unbegründeten umleitung mit ausfall eines haltepunktes, nicht nachvollzogen werden kann. wo sie in ihrer arbeitszeit langfährt, sie weiss es nicht. der mann erklärt seine mutmaßungen und die frau schaut ihn andächtig an, er schaut konsequent durch die gegenüber liegendenden fenster in die ferne, aber nie auf seine frau. im fahrradabteil hat sich eine turbinenförmige metallskulptur aus aufeinander geschichteten rahmen gebildet, sie ist dynamisch und wird an jedem haltepunkt veränderungen unterworfen. studenten mit fragendem augenausdruck und sichtbar eingebildeten idealen blockieren den restlichen platz. kinderwagen und hartschalen koffer in pkw größe müssen wegen ihrer heruntergeklappten sitze im eingangsbereich übereinander gestapelt werden. sie fühlen sich im recht, kopieren das verhalten ihrer eltern, die immer ihre freunde sein wollten und lehnen jede form von empathie über ihre aktuellen begleiter hinaus als zumutung ab. rebellion gegen nichts. die komplexität möglicher abweichung von der norm macht einen altersspezifischen sinnvollen ablehungsdiskurs nur noch für sehr wenige denkbar. der rest klebt gelämt an den utopien ihrer eigenen erzeuger, die in ihrer einfachheit auch für simple gemüter zugänglich gewesen sind. deren scheitern an einer immer besser dokumentierten historischen entwicklung beweisbar zu belegen, hält sie nicht davon ab, ausschliesslich nachahmend und als schlechte schauspieler an die eigene triumphalen wahrhaftigkeit glaubend, roboterhaft ihr immerwährendes larvenstadium zu durchleben. männer sind männer und frauen sind frauen. die in dienstkleidung durch die gänge schnell dahinkriechenden kontrolleure überschreiten die geschlechtergrenzen allerdings mühelos, sie haben kein geschlecht, sie sind uniformiert. funktionale elemente des zuges und doch eingenständig. wie katzen scheinen sie wie angewachsen und selbstverständlich dazuzugehören. zeitweilig zusammengerollt in einem dienstabteil. und manchmal sind sie wie beiläufig dabeiseiend unabhängig und solitär. dann wieder neugierig inspizierend mit starker konzentration. bei jedem halt könnten sie mit den wenigen anderen aussteigenden den zug verlassen und um das regendach des streckenhaltepuntes herumstreichen, fauchende kompressorengeräusche von sich gebend und in das hohe gras der landschaft entfleuchend. doch sie bleiben, wie eigentlich auch fast alle passagiere verharren. nur wenige steigen an einer der vielen haltestellen aus oder zu. alle wollen bis zur endhaltestelle weiter. ans windige meer und fort aus der hitze. die mit platz zum atmen holen irgendwann ihren proviant hervor. an gepäckstücke gefesselte kinder werden losgeschnallt und erhalten vollwertigen salat aus kunststoffdosen. sie stellen ihre gequälten schreien unverzüglich ein und versuchen zu fliehen. sehr schnell erkennen sie die aussichtslosigkeit ihres planes und beginnen erneut zu schreien. ihre eltern versuchen sie mit weiterer nahrung und lustigen fragespielen bei laune zu halten. sollen wir ein rotes auto kaufen oder eine weisses? soll vati uns verlassen oder bleiben? hat diese frau dich angefasst? sie vermeiden es sich festzulegen, weil sie wissen, dass klare antworten nicht erwünscht sind. sie essen, antworten, widerrufen, fragen zurück und schreien abwechselnd. später erschlaffen sie und sehen ihren eltern zum verwechseln ähnlich. auch die studenten scheinen sich mimetisch ihrem aussehen anzugleichen. eine allgemeine verähnlichung der physiognomie duchläuft scheinbar den zug. jeder ist mit jedem verwandt. eine einzige familie auf dem weg ans meer. die smartphones werden angestarrt. der empfang ist miserabel und es macht keinen spass mehr erreichbar zu sein.