Mittwoch, 8. Mai 2019

Purgatorio für Amsel - Installation















„Purgatorio für Amsel“, Zeichnung und Malerei auf Papier, vier keramische Skulpturen, Fotografie im Leuchtkasten, Sound (2 x Hochtöner und 1 x Tieftöner), Video auf zwei LED Monitoren in Transporttaschen , Holzplatten, Metallstangen, Sonnenblumenkerne und weisse Bohnen, Abzughaube mit flexiblem Schlauch, Badezimmertritte, Federn, Skateboard, LED Leuchten, Elektrokabel, Zeitschaltuhren, Pigment mit Buttermilch, Fahrradhelm in Wachs / drawing and painting on paper, four ceramic sculptures, photography in light box, sound, video, wood plates, metall rods, sunflower seeds and white beans, hood with flexible tube, bathroom steps, feathers, skateboard, LED tubes, electric cabeling, timeclocks, pigments with buttermilk, bike helmet in wax, 2019

Zur Installation "Purgatorio für Amsel", die das Aufeinandertreffen sich verdichtender urbaner Grossstadtkultur mit der scheinbaren Natur des angrenzenden Tiergartens als mythologischen Prozess der kathartischen Reinigung beschreibt:
Singende Amseln und Nachtigallen tönen durch die Scheiben und eine Abzughaube wirbelt Federn über die 50 Kilo Sonnenblumenkerne und weiße Bohnen auf dem Vitrinenboden. Vor den Bildern stehen glasierte Keramiken der letzen 12 Monate. "Purgatorio" als Turbine mit den verschachtelten Innenräumen einer vagen Raumvorstellung des Fegefeuers, "Hades" als Darstellung des griechischen Herrschers der Unterwelt auf seinem Thron und "Die Blume der Vergebung", welche die Fürbitten der Gläubigen mit ihren Schalltrichtern erhören kann. Von innen, spiegelverkehrt aufgetragen, steht auf die Scheiben geschrieben: "Tauben zum Gedenken". Auf dem Laufschriftband wird das Gedicht "Schwarze Hoffnung" abgebildet (hier im Blog zu finden: https://dasscheitern.blogspot.com/2019/02/schwarze-hoffnung.html) und auf zwei kleinen Monitoren sind mongolische Rennmäuse mit dem Liedtext von "Amsel, Drossel, Fink und Star …" zu sehen.
Das in einem LED Leuchtkasten installierte Foto "Oktopussi" zeigt die Vitrine im Leerzustand mit schwebendem oder in der Luft schwimmendem Sepia. Dies greift das Thema der Papierarbeit "Amsel" auf, auf der der Vogel scheinbar in einer Unterwasserwelt sitzt und in der Strömung eine Weichschnecke vom Meeresboden aufgepickt hat. Die scheinbare Laterne links vom Vogel ist eine 360-Grad-Überwachungskamera, die im öffentlichen Raum in Berlin zu finden ist. Die goldenen Eier des im Vordergrund befindlichen Oktopus könnten die goldenen Äpfel der Hesperiden sein.
Das auf der anderen Seite befindliche Bild "Magic II", welches ausschliesslich mit schwarzer Chinatusche gemalt ist, verweist mit seinen speienden Vulkanen auf den höllischen Kreislauf zwischen Feuer und Wasser. Die daneben befindliche Abzughaube wälzt die Luft der Vitrine real und gleichzeitig symbolisch um. Es ist fraglich, ob der in der Mitte befindliche "Zauberer" den weissen Hasen beschützen will oder ihn verwandeln möchte. Er trägt einen gewaltigen Helm mit Antenne. Dieser Helm erscheint als skulpturales Objekt, als weisslich, gehirnhafter Skaterhelm am Ende des Abzugrohres. Damit skatet kein Lebender mehr. Daneben die Keramik "Nasen", in der eingesperrte Riechorgane dazu verdammt sind, den Duft der grossen gelben Pilzblume an der Spitze der Figur zu inhalieren. 


© Hagen Rehborn 2019